Heiligs Blächle – heid gibsch Lensa, Spätzle ond Seitanwürschtle

Wie Ihr vielleicht gelesen habt, musste ich mich in der vergangenen Woche von meiner geliebten Großmutter Hilde für immer verabschieden. Und obwohl sie mit 96 Jahren schon sehr alt war, kam Ihr Tod sehr überraschend für mich, da sie bis zuletzt vollkommen klar und sie selbst sein durfte. Wir haben uns jede Woche gesprochen und so oft es eben ging, auch gesehen. Und so gibt es heute ein “veganisiertes” Rezept, das die Erinnerung an sie in mir wach und lebendig hält: Linsen, Spätzle, Seitanwürschtle. Denn meine Großmutter war Schwäbin, groß geworden in Tübingen am Neckar. Sparsamkeit und Bescheidenheit galt ihr als oberste Zier. Daher auch unser gemeinsamer Dauer-Witz, wenn wir irgendwo zum Essen hinfuhren: “Mir esset Würschtle, was esset ihr?”

Was bleibt, ist nun die Erinnerung an eine starke, aber zugleich auch sanfte und kluge Frau, die immer für mich da war und mit der ich mich von Kindheit an sehr verbunden fühlte. Geboren 1918, Anfang des letzten Jahrhunderts, hatte sie in schweren Zeiten ganz allein drei Kinder durch den Krieg gebracht. Doch nichts hatte sie ihre Fröhlichkeit verlieren lassen. Und so erinnere ich mich vor allem an zweierlei: ihren unbändigen Humor und ihre wunderbaren Koch- und Backkünste!

Meine Großmutter Hilde als kleines Mädchen
Meine Großmutter Hilde als kleines Mädchen

Meine Großmutter war eine Frau, die noch gelernt hatte ohne jegliche Fertigzutaten die großartigsten Gerichte zu zaubern. Spätzle, Maultaschen und Flädle gehörten natürlich zum Standard-Repertoire. Schon als kleines Mädchen stand ich stundenlang mit ihr in der Küche und rührte den duftenden Linseneintopf, den sie so grandios mit Lorbeer und Thymian zubereitete.

Hahn und Lorbeer - einfach so

Und natürlich durfte ich Spätzle pressen – und das dürft ihr jetzt auch. “Mir esset nämlich Würschtle, und was esset Ihr?”

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Heiligs Blächle - heid gibsch Lensa, Spätzle ond Seitanwürschtle

Portionen 4
Vorbereitungszeit 1 Stunde 10 Minuten
Gesamtzeit 1 Stunde 10 Minuten

Zutaten

  • 3 EL Sojamehl + 6 EL Wasser | = Ersatz für 3 Eier
  • 200 g Dinkelmehl type 630
  • 200 ml Wasser
  • 1/2 TL Kurkuma | Gelbwurz für eine schöne Farbe, kann geschmacklich aber auch entfallen
  • Etwas frisch aufgeriebene Muskatnuss
  • 1 Prise Salz
  • Pro Person 2 Seitanwürste oder Tofuwürste | ich liebe die veganen Würstchen der Firma Hobelz "Vegane Hot Dogs Classic"* - sie schmecken fantastisch und haben eine tolle, feste Konsistenz; ich habe sie im Reformhaus bei den gekühlten Waren gefunden
  • 25 g Margarine | ich benutze Bio-Alsan
  • 1 große oder zwei kleine Zwiebeln | etwa 120 g zusammen
  • 50 g Räuchertofu
  • 100 g Petersilienwurzel(n) | oder wahlweise Knollensellerie ohne Rinde
  • 150 g Berglinsen 
  • 1 EL Crèma Balsamico | oder wahlweise 2 EL dunkler Balsamico Essig + 1 TL Agavendicksaft
  • 1 EL Sojasoße
  • 1-2 EL Tomatenmark
  • 850 ml Gemüsebrühe
  • Eine kleine Stange Lauch | davon vorrangig den hellen Teil
  • Salz und Pfeffer zum abschmecken
  • 3-4 Zweige frischer Thymian
  • 1 EL Dinkelmehl oder ein anderes Haushaltsmehl
  • Eine Hand voll frische Petersilie + etwas Petersilie zur Deko
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Anleitungen

  • Für den Spätzleteig 3 EL Sojamehl mit 6 EL Wasser in einer großen Rührschüssel verrühren. Dinkelmehl, eine große Prise Salz, ebenfalls eine große Prise frisch gemahlene Muskatnuss und etwas Kurkuma für eine schöne gelbliche Färbung hinzu geben. Unter Zugießen von 200ml Wasser und mit Hilfe eines Rührgeräts einen schönen gleichmäßigen Teig herstellen. Der Teig sollte nicht zu dünnflüssig sein, sondern ganz zähflüssig von einem Löffel abtropfen. Wenn der Teig nicht zähflüssig genug ist, einfach noch etwas Mehl hinzu geben. Den Teig dann 15 Minuten quellen lassen.
  • Dann den Teig durch die Spätzlepresse oder den Spätzlehobel in das sprudelnd heiße Wasser drücken. Sobald die Spätzle an der Oberfläche schwimmen, mit dem Schaumlöffel abschöpfen und in das bereit gestellte, kalte Wasser geben. Diesen Vorgang solange wiederholen, bis der gesamte Teig verbraucht ist. Die Spätzle in einen Sieb abgießen und mit etwas Folie abgedeckt bereit stellen.
  • Nun die Zutaten für die Linsen vorbereiten. Die Zwiebel(n) und die Knoblauchzehe abziehen und würfeln. Die Petersilienwurzel(n) gut waschen und ebenfalls klein schneiden. Den Lauch waschen, den hellgrünen Teil abschneiden, halbieren und aufschneiden. Den Räuchertofu ebenfalls klein würfeln und etwa 850 ml Gemüsebrühe bereit stellen.
  • 25 g margarine in einem mittelgroßen Topf erhitzen und zum Schmelzen bringen. Die Zwiebel- und Knoblauchwürfel hinein geben und bei nicht zu starker Hitze solange köcheln, bis sie anfangen rundum schön braun zu werden. Immer wieder ein wenig rühren, damit nichts anhängt. Dann die Hitze erhöhen, die Räuchertofustückchen dazu geben und kurz anbraten. Nun die Linsen und die Petersilienwurzelstücke untermengen, kurz mit anbraten und mit Crèma Balsamico, etwas Sojasoße sowie 1-2 EL Tomatenmark vermengen und ein wenig karamellisieren lassen. 650 ml Brühe dazu gießen. Alles zusammen kurz aufkochen lassen, dann die Hitze reduzieren und zwei Drittel der Lauchstückchen sowie einige Zweige Thymian und die Lorbeerblätter dazu geben.
  • Die Linsen nun bei mittlerer Hitze 25-30 Minuten köcheln lassen. Ab und an sachte umrühren. Nach etwa der Hälfte der Kochzeit die restliche Brühe hinzugießen.
  • Tipp: Achtung, die Kochzeit kann je nach Linsenart variieren. Ich habe für dieses Rezept Berglinsen genommen. Aber man kann auch andere, festkochende Linsenarten verwenden. Rote oder gelbe Linsen eignen sich jedoch nicht so gut, da diese zu weich werden und der Linseneintopf insgesamt zu breiig wird. Bitte die Kochzeit auf der Packung beachten. Manche Linsen müssen zusätzlich vor dem Kochen eingeweicht werden.
  • Die Linsen sollten nach 25-30 Minuten wunderbar bissfest sein. Nun die Thymianzweige und die Lorbeerblätter entfernen. Sollte zu wenig Flüssigkeit im Topf sein, noch ein wenig Brühe oder Wasser dazu gießen (so 100 ml o.ä.). Zuletzt den Linseneintopf nochmals aufkochen lassen und einen EL Mehl einrühren, damit der Eintopf schön sämig ist. Nun eine Hand voll frische Petersilie waschen, hacken und unterheben. Auch die restlichen Lauchstücke können nun untergehoben werden. Den Linseneintopf mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  • Die Seitan- oder Tofuwürstchen in einem Topf mit Wasser gut erwärmen, aber nicht kochen! Die Spätzle nochmals erwärmen, etwas vegane Butter untermengen oder die Spätzle in einer Pfanne kurz etwas anbraten.
  • Spätzel mit dem Linseneintopf auf Teller verteilen. Pro Portion zwei warme Würstchen dazu geben und das Ganze mit frischer Petersilie bestreut servieren.
Autor: Lea Green
Gericht: Hauptgerichte
Küche: German

Leckere vegane Seitanwürstchen

Vegane Linsen-Spätzle-Seitanwürstle

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Ich hoffe, Ihr genießt diese deftige und köstliche schwäbische Spezialität. Weil wir Veganer, wir esset ebe auch Würschtle, newoar?!

Was bleibt

Was nun bleibt, sind lebendige und berührende Erinnerungen an einen Menschen, der immer für mich da war und der unsere Familie zusammen gehalten hat. Und dann gibt es da noch einen Ring, der mich über Hildes Tod hinaus begleiten und an Sie erinnern wird.

Erinnerungen

Mitte 20 erhielt meine Großmutter von ihrem Mann diesen Ring aus Weißgold mit zwei kleinen Brillianten und einem Saphir. Sie hat ihn über 70 Jahre lang nicht abgelegt. Ich darf ihn nun für sie weiter tragen, ebenso wie die Erinnerung an sie, ihren Humor und ihre Kochkunst.

Erinnerungen

Adele Großmutti! Danke Dir für alles. Wir sehen uns wieder. Und dann gibsch Lensa, Schbätzla und Seitanwürschtle. Versprochen, in Liebe Lea.

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  1. Ich hab’mit diesem Rezept das erste Mal Schbädsla zubereitet und (so wie meine Oma) mit Hand geschaut. Der Teig hatte ein super Konsistenz, die fertig gekochten Spätzla waren sehr lecker, leider aber auch ziemlich weich, so dass sie sehr aneinander geklebt haben.

    1. Lea Green Author says:

      Hallo Florian,
      schön, dass du das Rezept ausprobiert hast. Es hilft, die Spätzel zuerst kräftig mit kaltem Wasser zu spülen. Dann kleben sie auch nicht so.
      Sende viele liebe Grüße
      deine Lea

  2. Liebe Lea,
    Dein Linsen Rezept mit den Spätzle ist der Hammer. Sogar meine gar nicht vegane Familie liebt es. Einzig der Salzgehalt kommt bei uns nicht hin. Wir brauchen mindestens 1 Teel. Salz im Teig, damit die Spätzle schmecken.
    Viele Grüße von Steffi

    1. Lea Green Author says:

      Hallo Steffi,
      vielen lieben Dank für das super tolle Feedback, dass mich riesig freut! Ja, bei Salzangaben bin ich immer etwas vorsichtig, da das Geschmacksempfinden diesbezüglich so unterschiedlich ist. Aber zum Glück kann man ja immer “nachsalzen” bei Bedarf 😀 Meine Oma hätte sich sicherlich auch über Deinen lieben Kommentar sehr gefreut.
      Schicke liebe Grüße
      Deine Lea

  3. elke.nelke says:

    Hallo liebe Lea,

    immer noch eines meiner Lieblingsgerichte von dir. Lecker, lecker, lecker.
    Das musste heute mal wieder gegessen werden und war klasse wie immer; -)

    Viele Grüße schickt dir
    Elke

    1. Lea Green Author says:

      Hallo, liebe Elke,
      ach, das ist sooo schön zu hören. Gerade weil es ja auch ein Rezept mit einer ganz speziellen, emotionalen Geschichte für mich ist. Umso mehr freut es mich, dass ich das, was ich von meiner Großmutter gelernt habe, auch mit anderen teilen kann 🙂
      Sende Dir viele liebe Grüße
      Deine Lea

  4. Liebe Lea,

    auch ich habe tolle Erinnerungen an die Kochkünste meiner Oma. Zum Glück habe ich noch die Möglichkeit ihr nun die meinigen zu präsentieren, die sie mich größten Genuss verköstigt.

    Die Linsen-Spätzle waren ein leckeres Gericht, für mich aber eher neu, da ich nicht die bayrischen Wurzeln habe. Die Seitanwürstchen, die du empfiehlst, werden bei uns leider nicht angeboten, aber ich bin generell nicht so der Ersatzproduktfan – haben dann eine andere Sorte ausprobiert, die ich mal lecker fand, aber ich merke, dass ich inzwischen noch mehr auf den natürlichen Geschmack gekommen bin und frisches, selbstgemachtes noch mehr bevorzuge.

    Ich wünsche dir immer wieder freudige Erinnerungen an die Kochliebe deiner Oma; sie lebt in dir fort 🙂

    Liebe Grüße,
    Ursula

  5. Liebe Lea,

    auch als Pfälzerin esse ich dieses Gericht sehr gerne. Erst einmal vielen Dank für das Rezept und auch die Geschichte zu deiner geliebten Großmutter.
    Die Linsen sind HAMMER!!!!!!!!!!!! Wow, so gute Linsen zu Spätzle habe ich noch nie gemacht und gegessen. Deine Rezepte sind so toll abgestimmt von den Gewürzen. Lecker, lecker, lecker.
    Die Spätzle haben aber auch auch dickes Lob verdient 🙂

    Liebe Grüße
    Elke

    1. Lea Author says:

      Hallo Elke,
      oh vielen herzlichen Dank für das Lob 😉 Ist halt von der Oma gelernt…deshalb isses so gut…
      Ganz liebe Grüße
      Lea

  6. Wunderschön! Mein herzliches Beileid an dich.

    1. Lea Author says:

      Danke Avilia, sehr lieb 🙂

  7. Liebe Lea,
    als Schwäbin gibt es bei mir öfter mal Linsen mit Spätzle, allerdings meistens die vegetarische Variante.Aber noch nie habe ich eine derart rührende Geschichte zum schwäbischen Rezept gelesen. Danke für das Rezept und Deine Geschichte dazu. Ich werde diese Rezept auf jedenfall mal versuchen und hoffen,dass der Rest der Familie es akzeptiert 🙂
    Dir wünsche ich viele positive,wiederkehrende Erinnerungen an Deine Großmutter (vielleicht vor allem beim kochen und backen,so gehts zumindest mir)
    Liebe Grüße J.

    1. Lea Author says:

      Hallo Jell, vielen lieben Dank für Deine Nachricht. Ich bin gespannt, wie Dir und Deiner Familie die vegane Variante gefällt und ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Du mir das dann auch kurz schreiben könntest. Die Linsen und Spätze werden nämlich nach meiner Meinung fantastisch – nur bei den “veganen Würstchen” – da muss man wirklich schauen, das man eine gute Firma/ein gutes Produkt findet. Ich hab’ echt schon ganz grausige vegane Würstel gegessen. Das Problem ist ja häufig, dass die irgendwie so mehlig daher kommen oder einfach gar nicht knackig, sondern viel zu weich sind. Die Sorte, die ich hier gewählt hatte war ein Zufallstreffer. Sehr lecker! Also ganz viel Spaß & bis bald, Lea

      1. Ich werde auf jedenfall Berichten 🙂

        1. Lea Author says:

          🙂 Freu’ mir schon…. zuwink Lea

  8. Wunderschön geschrieben !
    Ich schaue sehr gerne auf deine Seite, weil ich deine Rezepte so toll finde und deine Geschichte zusammen mit dem Rezept hat mich gerade sehr berührt. Ich finde es wunderbar wie du damit deiner Oma, ihrem “Humor und ihrer Kochkunst” gedenkst.

    1. Lea Author says:

      Danke Claudia, schön, dass Dich das berührt hat 🙂

  9. Eine herzerwärmende Geschichte und das Rezept hört sich sehr lecker an. Ich bin gespannt, ob ich diese Würschtel finde und ob sie mir schmecken…bis jetzt hab ich keine gefundenen, die mir taugen.

    1. Lea Author says:

      Hallo Grit,
      ja, es ist schwer vegane Würschtle zu finden, die gut schmecken. Aber die oben genannten fand ich auch von der Konsistenz sehr gut. Nicht so mehlig oder bröselig, sondern schön fest. Vom Geschmack her auch sehr lecker. Ich habe sie im Reformhaus gefunden. Bin gespannt, ob sie Dir schmecken. Alles Liebe, Lea

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